Janik von Rotz


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Müdigkeitsgesellschaft

Müdigkeitsgesellschaft von Byung-Chul Han ist ein präzis komprimiertes Essay. Es wirft einen Blick auf den Paradigmenwechsel der Disziplinargesellschaft zur Leistungsgesellschaft, welcher sich im letzten Jahrhundert vollzogen hat. Wobei dieser Paradigmenwechsel an sich bekannt ist, ist der Vergleich mit der Immunologie und neuronaler Erkrankung des Individuums eine gelungene Auffrischung.

Han beschreibt die Abwehr des Fremden aus der Disziplin als Negativität und die Erkrankung durch Überfluss aus Leistung als Positivität.

Die Disziplinargesellschaft versucht die Negativität zu negieren. Im Vergleich versucht das Immunsystems den Schädling zu eliminieren.

Die Leistungsgesellschaft versucht die Positivität auszuhalten. Im Vergleich dazu wird auf neuronale Erkrankungen mit Schadensbegrenzung reagiert.

Hans Analyse mündet in der Vision einer Gesellschaft, die sich Müdigkeitsgesellschaft nennt. Die Müdigkeitsgesellschaft sagt weniger was zu tun ist, sondern was gelassen werden kann. Sie befähigt den Menschen zu einer besonderen Gelassenheit und einer anderen Aufmerksamkeit. Es ist eine Aufmerksamkeit umgeben von Unbestimmtheit und ohne Entschlossenheit.

Die Erschöpfungsmüdigkeit ist eine Müdigkeit der positiven Potenz. Sie macht unfähig, etwas zu tun. Die Müdigkeit, die inspiriert, ist eine Müdigkeit der negativen Potenz, nämlich des nicht-zu.

Categories: Books
Tags: book , review
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